Montag, 22. Oktober 2012

Von der Vitrine zum Web 2.0. Ein deutsch-amerikanischer Vergleich.

Teil 2

"The challenge is to get curators thinking like technologists and technologists thinking like curators."                                                                               Ben Vershbow, NYPL Labs manager

Amerikanische Kulturinstitutionen haben, wenn es um Digitalisierung geht, mindestens 5 Jahre Vorsprung. Ein Glück für deutsche Kulturinstitutionen, denn wir müssen keine Pionierarbeit mehr leisten. Es gibt viele Best Practice Beispiele aus den USA und ein Blick auf die Arbeit des Brooklyn Museums und MoMA lohnt sich besonders.

Aber was ist es genau, was uns amerikanische Kulturinstitutionen voraus haben? Digitale Sammlungen, digitale Vermittlung und Social Media gibt es doch auch in Deutschland!

Vor kurzem habe ich eine kleine Kritik der Ausstellung "Im Netzwerk der Moderne. Will Grohmann" insbesondere am Beispiel der digitalen Elemente der Ausstellung versucht.

Drei Kritikpunkte führte ich dort an: 1. Mir schien die digitale Komponente ein Nachgedanke bei der Ausstellungsplanung gewesen zu sein (Stichwort Integrierte Digitalisierung). 2. Über die Wissensvermittlung hinaus gab es in dieser Ausstellung kein Angebot, die digitalen Geräte zur reflektierten Interaktion zu nutzen. 3. Digitale Geräte vereinfachen auch den beidseitigen Wissensaustausch zugunsten von Besucher und Institution, der in dieser Ausstellung jedoch nur einseitig von Museum zu Besucher stattfand.

Ein schönes Beispiel, wir der beidseitige Wissenschaustausch zur grossen Bereicherung von Institution und Besucher aussehen kann, möchte ich am Beispiel der New York Public Library (NYPL) aufzeigen. Beim Projekt "What’s on the Menu" half die Öffentlichkeit, 10.000 im Bildformat digitalisierte historische Speisekarten aus der Sammlung der NYPL zu transkribieren. Dadurch wurden Metadaten zusammengetragen, die in einer durchsuchbaren digitalen Datenbank zusammengeführt werden. Dort können Forscher, Köche und Liebhaber Rezepte für bestimmte Zutaten suchen oder die Entwicklung von Alltagsrezepten nachvollziehen. Die Begeisterung der Öffentlichkeit war so groß, dass alle Speisekarten bereits nach drei Monaten transkribiert waren.  

Auch wenn das Interesse am Projekt irgendwann sinkt und die Internetseite archiviert wird, werden die Metadaten für unsere Sammlung erhalten bleiben, erklärt Ben Vershbow, NYPL Labs manager. Wenn die Mitarbiter des NYPL Labs Projekte zum digitalen Engagement von Nutzern planen, stellen sie zwei Fragen: Ist es intern von Bedeutung? Ist es extern von Bedeutung?

Auch kurze Projekte können also sowohl schnell als auch nachhaltig wirken. Hier wurde ein Trend (Amerikas Obsession mit dem ThemaNahrung und Hobbykochkultur) aufgegriffen, um neue Nutzer durch aktive Einbindung für das Angebot der NYPL zu interessieren und durch die Sammlung von Metadaten einen langfristigen Mehrwert für die Bibliothek zu schaffen.

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